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Aktuelles / Erneste Junge / Retroperspektive

Erinnerungs*Stücke

- 2. März 2025

Bildnerische Arbeiten seit 1984

Piesberger Gesellschaftshaus / Glückaufstr. 1, 49090 Osnabrück / So 16.03.2025 13 Uhr / mit Musik von Franko Frankenberg

Dem beruflichen Leben als  Tanzpädagogin, Tänzerin und Choreographin setzt Erneste Junge  dem ‚flüchtigen’ Medium Tanz bildnerische Arbeiten entgegen.  Dieser mediale Wechsel gibt ihr die Möglichkeit, inneren Bildern, dem Experimentieren mit Materialien, ihrer visuellen Neugier und Ästhetik Raum zu geben.

Der Anfang der bildnerischen Arbeit entstand 1984 mit Fundstücken von einem  Autoschrottplatz, die sie im bearbeiteten oder im  rohen Zustand  auf weiche, gepolsterte Untergründe montierte und u.a. mit Farbe, Sand, Rinde oder mit  gepolsterten Seidenschläuchen kombinierte. Es entstanden  abstrakte und  figürliche große Materialbilder (Assemblagen), deren Reiz und Spannung in der Ambivalenz weicher und harter Texturen besteht. Diese Bildcollagen mit angedeuteter Figürlichkeit machen den menschlichen Körper zeichenhaft als ein empfindliches und leicht störbares Gefüge sichtbar.

Zusätzlich entstand in dieser Phase ein großes,  biografisch motiviertes Environment als  ‚Raum der Erinnerung und Verwandlung’. Die Materialien der Gegenstände erinnern an die stoffliche Natur, sie repräsentieren Zeichen und Erfahrungen einer ‚Kunst gewordenen Lebensgeschichte’,  einer Art individueller Mythologie.

 Diese Arbeiten wurden in der Abendgalerie an der Bocksmauer, Osnabrück 1987, begleitet von einer  Tanzperformance, ausgestellt. (Rezensionen von Dr. Michael Kröger, Kurator am MARTa Herford und Neue Osnabrücker Zeitung, Mai 87)

Seit 2004 Jahren experimentiert Erneste Junge in ihren Bildcollagen mit Enkaustik,  flüssigem Wachs. Den Untergrund bilden Abriebe (Frottagen) von Gräbern mit Textinformationen und Ornamenten. Das Wachs ist im Arbeitsprozess nicht nur Material, sondern wird zum Medium der Bildgestaltung. Es ist nicht kalkulierbar, wie es sich mit anderen Materialien, wie z.B. Farbpigmenten, Naturmaterialien, Stoffen mischt.  Das ist der besondere Reiz am flüssigen Wachs, dass es ‚alchemistisch’ wirkt,  Pigmente und  Materialien können sich  in  Farbe und Form verändern. Mit einem Föhn wird der Prozess zwar gelenkt, doch Zufälle beeinflussen die Richtung und den  Ausdruck. Das erfordert,    Vorstellungen loszulassen und der Bildfindung  eine andere Richtung  zu geben.  Das Wachs kann zudecken, ‚verkleben’,  oder es kann öffnen und hervorheben, so dass eine mehrschichtige transparente, haptisch wirkende  Textur entsteht, die  wie ein geheimnisvoller,   schwimmender Kosmos  anmutet.

2015 Gruppenausstellung  Bad Bentheim, Haus Westerhoff

Seit 2017/21, durch die Künstlerin Renate Hansen in der Kunstschule Osnabrück angeregt, entstanden u.a. große figürliche Arbeiten auf Fotopapier mit flüssiger  Moorlauge und Pigmenten, die in der Verbindung beider Materialien auf großer Fläche den Zufall mit  einbeziehen.

2019 Gruppenausstellung  Berliner Carré, Osnabrück

Zeitgleich von 2019/25 entstanden  Collagen  mit Fotografien aus Performances  der 80/90iger Jahre, „Erinnerungsstücke“.

2025 Einzelausstellung Piesberger Gesellschaftshaus, Osnabrück

An dieser Stelle möchte ich mich bei den Fotograf:innen bedanken, die mir über viele Jahre hinweg die Fotografien zur Verfügung stellten und mich reich damit beschenkten:

Christa Drillich, Bremen

Anton Tillner, Osnabrück

Alexander Golant, Osnabrück

Manfred Kies, Osnabrück

Karin Nordmann, Osnabrück

Maria Otte, Melle

Fritz Schwarzenberger, GMH

Nicht zuletzt herzlichen Dank an Marianne Clausmeier, Osnabrück, die den Impuls zu dieser Ausstellung im Piesberger Gesellschaftshaus als Kuratorin dort gegeben hat.

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